Sucht und Abhängigkeiten
Alkohol, Rauschmittel, Medikamente, Zigaretten oder Glücksspiel – Abhängigkeiten können in verschiedenen Varianten auftreten. Eins haben sie gemeinsam: Sie sind im übermäßigen Konsum gesundheitsgefährdend. Der Übergang von bewusstem Konsum zu einer Sucht entwickelt sich schleichend. Umso wichtiger ist es, den eigenen Konsum aktiv zu reflektieren und Personen mit auffälligem Suchtmittelkonsum im eigenen Umfeld präventiv und sensibel anzusprechen.
Abhängigkeiten und die Folgen
Die Zahlen sind hoch: In Deutschland leben ca. 15 Millionen Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren mit einer Tabakabhängigkeit, ca. 3,5 Millionen Erwachsene mit einer Alkoholabhängigkeit und etwa 1,9 Millionen Medikamentenabhängige. Der Übergang von gewohnheitsmäßigem Konsum zur Abhängigkeit verläuft fließend und in der Regel über einen längeren Zeitraum. Die zunächst positiven Auswirkungen des Suchtmittelkonsums wie zum Beispiel Genuss, Entspannung und Sorglosigkeit schwinden, bis sich ein missbräuchlicher Konsum entwickelt. Verhaltensänderungen sind in der Arbeitsleistung, im Sozial- und Gesundheitsverhalten sowie im äußeren Erscheinungsbild beobachtbar. Die Häufung einzelner Fehltage, Nichteinhaltung von Terminen, Unzuverlässigkeit, starke Leistungsschwankungen, zunehmende Risikobereitschaft, nicht nachvollziehbare Stimmungsschwankungen, Rückzug oder auch Distanzlosigkeit sind mögliche Auffälligkeiten.
Warum ist es wichtig, über Suchtmittelkonsum zu sprechen?
Nahestehende Personen mit problematischem Suchtmittelkonsum anzusprechen, ist keine einfache Aufgabe. Auch deshalb, weil in der Regel die Ansprache des Themas bei der betroffenen Person unerwünscht ist und der Konsum meistens mit Scham besetzt ist oder aber verleugnet wird. Es ist nicht die Aufgabe von Führungskräften, Arbeitskolleg*innen oder Familienangehörigen, eine Suchtdiagnose zu stellen. Stattdessen können Sie aber auf Veränderungen im Verhalten und bei entsprechenden Auffälligkeiten am Arbeitsplatz oder im privaten Umfeld aufmerksam machen.
In Ihrem eigenen Umgang mit Substanzen können Sie Vorbild sein. Wenn Sie auf Auffälligkeiten aufmerksam machen und frühzeitig intervenieren, symbolisieren Sie eine gesundheitsförderliche Lebensweise.
Wenn Sie sich über den Umgang und die Folgen von Suchtmittelkonsum informieren und transparent darüber sprechen, zeigen Sie gegenüber Ihren Mitmenschen eine offene, nicht wertende Haltung.
Im Austausch mit Ihren Mitmenschen und mithilfe Ihrer offenen Ansprache können Sie dazu beitragen, dass Personen in Ihrem Umfeld ihren bislang unreflektierten Konsum überdenken und vielleicht sogar reduzieren.
Durch Ihr offenes und emphatisches Auftreten können Sie die Hemmschwelle von betroffenen Personen senken, sich Ihnen gegenüber zu öffnen. Sie bieten ihnen die Möglichkeit, ihre Angst oder Scham zu überwinden und sich zu trauen, die Suchtkrankheit oder den Konsum von Suchtmitteln anzusprechen.
Wie sprechen Sie als Führungskraft Mitarbeitende mit auffälligem Suchtmittelkonsum an?
Bei der Vermutung, dass Auffälligkeiten am Arbeitsplatz mit einer Suchtproblematik im Zusammenhang stehen, sollte in einem gemeinsamen Gespräch zwischen Führungskraft und der betroffenen Person das beobachtbare Verhalten angesprochen werden.
Benennen Sie klar und offen den Anlass des Gesprächs und beschreiben Sie Ihre Beobachtungen am Arbeitsplatz beispielweise mit „Ich habe den Eindruck, dass es Ihnen gesundheitlich nicht gut geht. Ich beobachte seit einiger Zeit, dass Ihre Hände zittern und Sie wirken auf mich sehr müde und unkonzentriert.” oder „Mir ist aufgefallen, dass Sie in den letzten zwei Wochen häufig Termine versäumt haben.”. Sprechen Sie Ihre Vermutung an, dass die Auffälligkeiten im Zusammenhang mit dem Missbrauch von einem Substanzmittel stehen und nennen Sie möglichst Ort, Zeit und Häufigkeit.
Formulieren Sie Ihre Erwartungen an den Mitarbeitenden und geben Sie Hinweise auf die Betriebsvereinbarung oder andere Leitlinien in Ihrem Unternehmen und die damit auch möglichen arbeitsrechtlichen Konsequenzen.
Bieten Sie Ihre Unterstützung an und besprechen Sie konkrete Hilfsangebote. Zeigen Sie auf, wie das Unternehmen zum Beispiel durch das Angebot einer externen Mitarbeiterberatung, Betriebsarzt oder Suchtberatungsstelle unterstützen kann. Stellen Sie jedoch auch die Eigenverantwortung der betroffenen Person in den Mittelpunkt. Ob diese Hilfe in Anspruch nimmt, liegt in ihrer eigenen Verantwortung.
Treffen Sie konkrete Vereinbarungen und terminieren Sie ein verbindliches Folgegespräch. Erstellen Sie auch eine Gesprächsnotiz für eine nachvollziehbare und transparente Kommunikation.